Klimaneutrale Wärmeversorgung: Das neue Stadtquartier am Wiener Platz ist ein Leuchtturmprojekt 

In Stuttgart-Feuerbach entsteht am Wiener Platz auf einer Gesamtfläche von rund 14.000 Quadratmetern ein neues Quartier, das mehr ist als nur ein Ort zum Wohnen und Arbeiten. Hier verwirklichen die Stadtwerke Stuttgart zusammen mit ihrer Tochtergesellschaft Energiedienste der Landeshauptstadt Stuttgart (EDS) eine Vision: Die komplette Wärmeversorgung des Areals erfolgt künftig verbrennungsfrei – ein Leuchtturmprojekt für die Energiewende in Stuttgart. 

So kommt die Wärme ins Quartier 

Die klimaneutrale Nahwärme versorgt rund 210 Wohneinheiten mit Warmwasser und Heizenergie. Die dafür erforderlichen Rohre verlaufen im Boden und in den Tiefgaragen des Quartiers. Ins Haus kommt die Wärme dann an einer Übergabestation, die im Keller jedes Gebäudes installiert ist

Wärmeversorgung durch Innovation: Abwasser als Energiequelle 

Die Wärme stammt aus einem innovativen System, das die im Abwasser enthaltene thermische Energie nutzt. Im Kanalnetz in der Kremser Straße herrschen im Schnitt Temperaturen von über 11 Grad. Die vorhandene Wärmeenergie des Gebrauchswassers, für den Haushalt erwärmt wurde, wird mittels eines Wärmetauschers extrahiert.  Der Wärmetauscher ist so konstruiert, dass er die Wärme aufnimmt, ohne dass das Abwasser direkt mit der zu erwärmenden Trägerflüssigkeit in Kontakt kommt. Die gewonnene Energie gelangt über die Trägerflüssigkeit in einem eigenen Kreislauf in die Heizzentrale. Dort erhöht eine Wärmepumpe die Temperatur energieeffizient auf ein nutzbares Niveau. Die Heizzentrale ist im Untergeschoss eines Neubaus im Baufeld Nord geplant. 

Doppelter Boden: Heizkessel und Pufferspeicher sorgen für Energiesicherheit 

Über 90 Prozent des Jahreswärmebedarfs des Quartiers wird von der Wärmepumpe gedeckt. Möglich macht das ein Pufferspeicher mit einem Volumen von rd. 50 Kubikmetern. Bei geringem Bedarf – etwa in der Nacht – wird die Wärme gespeichert und steht dann bei hohem Bedarf zur Verfügung. Solche Lastspitzen können beispielsweise morgens auftreten, wenn viel Warmwasser und Heizenergie gleichzeitig benötigt werden. Reicht die Wärmeerzeugung der Wärmepumpe tatsächlich nicht aus, setzen die Energiedienste der Landeshauptstadt Stuttgart einen elektrisch betriebenen Heizkessel ein – vergleichbar mit einem großen Durchlauferhitzer.    

Der Strom für die Wärmepumpe und den Heizkessel ist klimaneutral, denn dieser wird lokal auf den Dächern des Quartiers erzeugt. Damit erzeugen die Panels jährlich etwa 250.000 Kilowattstunden an elektrischer Energie.

 

Energiekonzept auf dem Wiener Platz

Shape
720 Kilowatt
thermische Leistung Wärmepumpe
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800 Kilowatt
thermische Leistung E-Kessel
3,2 Gigawattstunden
Wärmebedarf insgesamt
Shape
520 Kilowatt
thermische Leistung Abwasserwärmetauscher
11 °C
Durchschnittliche Abwassertemperatur
icon/arrow-right Wärmetauscher

Ein Wärmetauscher im Abwasserkanal in der Kremser Straße macht die nahezu kontinuierliche Temperatur von über 11 Grad im Kanalnetz nutzbar. Über eine Trägerflüssigkeit gelangt die Umweltwärme zunächst in die Heizzentrale. 

icon/arrow-right Wärmepumpe

Eine Wärmepumpe erhöht die Temperatur auf rund 45 Grad sowie 58 Grad. Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Quartiers-Gebäude mit einer Leistung von über 250 Kilowatt-Peak versorgen die Wärmepumpe mit Strom. 

icon/arrow-right Pufferspeicher

Ein Pufferspeicher mit einem Volumen von 50 Kubikmetern nimmt die von der Wärmepumpe erzeugte Wärme auf und speichert sie temporär. Damit werden Lastspitzen ausgeglichen.  

icon/arrow-right Elektrokessel

Ein elektrisch betriebener Elektrokessel dient als Absicherung. Das Warmwasser wird mit elektrischer Energie auf Temperatur gebracht – vergleichbar mit einem Durchlauferhitzer. Betrieben wird der Heizkessel mit 100% Ökostrom. Auch hierfür liefern die Photovoltaik-Anlagen im Quartier klimaneutralen Strom.